Digitalisierung der Patientenaufnahme – unser Projekt mit GoodVision International

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In unserem Blog möchten wir immer wieder Einblick geben, wie IT-Offshoring sehr gut funktionieren kann. Ein perfektes Beispiel liefert unser IT-Projekt mit GoodVision International, bei dem mehrere Partner für den Projekterfolg gesorgt haben. In diesem Projekt ging es um nicht weniger als die Digitalisierung ihres Kernprozesses. Welches Vorhaben würde man als IT-Firma nicht lieber begleiten wollen? 

Aber erst einmal zu GoodVision International, in Deutschland bekannt als EinDollarBrille e.V. Dieser preisgekrönte Verein arbeitet seit 2012 daran, die Menschen mit Brillen und Augengesundheit zu erreichen, die keinen Zugang zu Augenärzten oder Optikern haben. Laut WHO-Bericht sind das weltweit 1,1 Milliarden Menschen, wovon geschätzte 950 Millionen Menschen eine Brille brauchen. Die EinDollarBrille ist mittlerweile in zwölf Programmländern aktiv und hat gerade – nach 13 Jahren – ihre millionste Brille ausgegeben.

GoodVision Mitarbeiter beim Anpassen einer Brille

Die Ausgabe von einer Millionen Brillen heißt aber auch, dass der Verein dafür bereits mehrere Millionen Patienten aufgenommen und begleitet hat – und diese irgendwie verwalten muss. Anfangs geschah das auf Papier und nahm natürlich viel Zeit in Anspruch, war fehleranfällig und nur schwer für Reports nutzbar oder die wichtige Impact-Messung. Karsten Wolf, Vorstand der EinDollarBrille, brachte das Digitalisierungsprojekt recht einfach auf den Punkt: „Wir wollten die Prozesse digitalisieren und Daten schnell und sicher erfassen.” Das IT-Projekt ist für den Verein so wichtig, dass es gleich mehrmals im aktuellen Jahresbericht EinDollarBrille erwähnt wurde. Lesen Sie gerne auf den Seiten 24 und 28f darüber nach, was die App kann und was sie für eine Auswirkung hat.

In diesem Blogpost möchten wir zeigen, wie diese App mit vereinten Kräften entstehen konnte. Das hat auch damit zu tun, dass unser Partner Christoph Hanser seit einigen Jahren ehrenamtlich für die EinDollarBrille tätig ist und sowohl der Yapa-Partner Nexion S.R.L. als auch der EinDollarBrille-Sponsor QUIBIQ GmbH hier Hand-in-Hand mit den Kolleg*innen der EinDollarBrille zusammengearbeitet haben. Aktuell arbeitet Christoph im Rahmen eines Sabbaticals für die EinDollarBrille und konnte im Rahmen eines Augencamps selbst sehen, wie die App benutzt wird – dazu weiter unten mehr.

GoodVision Mitarbeiter bei der Dateneingabe in die App

Wie entstand also diese so wichtige Patienten-App? Es begann 2019 mit der klaren Zielstellung des Vorstands, die Patientenaufnahme zu digitalisieren. Diese verläuft bei den sogenannten Augencamps in mehreren Stationen ab, von der Registrierung bis zur Ausgabe bzw. dem Verkauf der Brille. Da es keine vergleichbaren Lösungen am Markt gab, war klar, dass die EinDollarBrille hier etwas Neues bauen musste. Etwas, das möglichst einfach und komplett war. Wir von QUIBIQ und Yapa, in Persona Christoph Hanser und Samuel Rioja, durften diesen Prozess schon im frühen Stadium begleiten und in Design Thinking-Workshops wichtige Weichenstellungen mitbekommen. 

Den Prototyp der App bauten Mitarbeiter der EinDollarBrille selbst mit der Power App-Technologie von Microsoft und so konnten die Anforderungen Stück für Stück verfeinert werden. Wichtig waren dafür natürlich die Besuche bei Augencamps in den Programmländern, sodass die App möglichst wertschöpfend werden konnte.

Die Anforderungen an die App waren am Ende technisch so komplex, dass sich die EinDollarBrille nach der Pilotphase für eine professionelle Implementierung als Crossplattform-App entschied, sodass sie auf allen Tablets, Computern und Handys der großen Hersteller laufen würde. Eine besondere Herausforderung bei der Implementierung war der Offlinemodus mit NFC-Karten, sodass auch auf Augencamps ohne Internet alle Patienten registriert werden konnten, und das stabil zwischen den Stationen.

Die Teams von GoodVision und Nexion

Unser bolivianischer Partner Nexion entwickelte die Flutter-App und das finanziell sehr günstig, weil es zu ihrer absoluten Expertise gehört. Die Nexion-Partner Marcel Köhler und Samuel Rioja ließen es sich dabei nicht nehmen, ihre Zeit ehrenamtlich zu investieren, einfach weil das Projekt so unglaublich wirksam ist – auch in Bolivien ist die EinDollarBrille aktiv. Die Zufriedenheit mit der Lösung brachte Niko Kleinknecht, Leiter Country Development bei GoodVision, so auf den Punkt: “Wir hätten nie gedacht, dass man mit kleinem Budget eine so gute App entwickeln kann, die wir jetzt weltweit Land für Land ausrollen. Die Kollegen der Nexion sind hierbei eine starke Unterstützung und können auch auf neue Anforderungen kurzfristig eingehen. Dies ist wichtig, da wir in jedem Land neue Erfahrungen sammeln und die App anpassen, um in allen Ländern möglichst effizient arbeiten zu können.”

Um dem Datenschutz in den Programmländern gerecht zu werden, werden alle Daten eines Landes in einer eigenen Cloud-Subscription gespeichert und nur anonymisiert an die Zentrale in Deutschland geschickt. Hierfür entwickelten die Integrationsexperten der QUIBIQ mit der Azure Data Factory die ETL-Transportstrecken, um aus den Länder-Datenbanken eine zentrale Datenbank zu befüttern. Diese kann jetzt von EinDollarBrille-Mitarbeitern per PowerBI ausgewertet werden und hat dank der Patienten-App eine wesentlich höhere Datenqualität. Das Wissen aus diesen Daten ist essentiell, um zu sehen, wie die Arbeit in den Ländern läuft, wo der Impact besonders hoch ist und wie Kosten und Patienten im Verhältnis zueinander stehen. Nur so können Spendengelder gut ausgegeben werden und Länder voneinander lernen. Gleichzeitig wird der Datenschutz in jedem Land gewahrt. QUIBIQ selbst hat dazu einen eigene Bericht verfasst.

Warum ist dieses Projekt ein besonders gelungenes Beispiel für IT-Offshoring? Weil hier verschiedene Partner in Deutschland und weltweit gut zusammengearbeitet haben: Die Workshops fanden im kleinen Kreis mit dem Vorstand, wichtigen Nutzern aus den Programmländern und IT-Experten von QUIBIQ und Nexion statt. QUIBIQ brachte dann genau ihr Know-how beim Thema Integration ein, während Nexion ihr App-Wissen gewinnbringend einbrachte. Und nicht zu unterschätzen: Da die EinDollarBrille selbst auch in Ländern wie Bolivien, Kolumbien, Kenia, Nepal, u.a. tätig ist, sorgt die App “Made in Bolivia” für eine zusätzliche Identifikation und zeigt, dass gute Lösungen weltweit entstehen können.

Christoph bei der Nutzung der neuen App

Für unseren Partner Christoph Hanser war es ein besonderer Moment, Anfang September bei einem Augencamp im kolumbianischen Urwald selbst die Registrierung der Patienten übernehmen zu dürfen. Die Begleitung der App in den letzten Jahren ein Herzensthema und die Nutzung jetzt das i-Tüpfelchen. Die App, von der er schon so viel erzählt und geschrieben hatte und die er mitprägen durfte, hatte er endlich selbst in der Hand und konnte sie benutzen. Selbstkritisch, wie man das von den Deutschen kennt, fand er die eine oder andere Verbesserungsmöglichkeit, aber insgesamt war die App eine sehr wertvolle Unterstützung bei der Arbeit. Es ist nicht mehr auszudenken, wie die Patientenaufnahme vorher mit Papier und Excel erledigt wurde. Hier ein frischer Eindruck von ihm.

Außerdem können jetzt die ganzen Vorteile der Digitalisierung genutzt werden: den Registrierungsprozess erleichtern, weitere Systeme anbinden, einfacher mehr Menschen aufnehmen, Patientenbegleitung erweitern, Opt-In der Patienten nachvollziehbarer einholen, KI und Bots einbinden, etc. Den Machern der EinDollarBrille gehen die Ideen nicht aus und auch im nächsten Jahr wird in neue Funktionalitäten investiert, um demnächst noch besser die zweite Million Menschen mit einer Brille zu versorgen.

Soviel zur EinDollarBrille und diesem einzigartigen Projekt – wenn Sie mehr Blogposts dieser Art zum Thema IT-Offshoring lesen möchten, melden Sie sich am besten bei unserem Newsletter an.

PS: Wer möchte, kann die EinDollarBrille gerne unterstützen, so wie es unsere Partner QUIBIQ und Nexion tun und 25.000 weitere Einzelpersonen pro Jahr. Denn “unsere Arbeit ist immer noch auf Kante genäht”, wie Karsten Wolf es einmal formulierte. Mit jeder Spende können mehr Menschen mit einer Brille versorgt werden – auch dank QUIBIQ und Nexion sehr effizient. Hier können Sie spenden: https://www.eindollarbrille.de/spenden

Alle Fotos mit freundlicher Unterstützung der EinDollarBrille e.V.

Titelbild von Martin Aufmuth.

Foto mit Christoph von Harold Arley Fagua Rojas.

Autoren: Martin Eichler und Christoph Hanser

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